Von: Nina Faulhaber
Immer mehr Designer setzen in ihren Kollektionen auf tier- und umweltfreundliche Lederalternativen. Allen voran Stella McCartney, die mit nachhaltigen Ersatzstoffen aus innovativen Biomaterialien als eine der VorreiterInnen der Branche gilt. Entsprechend gut schneidet ihr Unternehmen übrigens bei Good On You ab – der weltweit größten Datenbank für die Bewertung von Modeunternehmen nach ethischen Gesichtspunkten. Aber zurück zum Kunstleder, denn das ist eben nicht gleich Kunstleder. Zwar sind alle veganen Lederarten frei von Tierprodukten, doch viele Designer entscheiden sich für Upcycling und verwenden Kunststoffe in der Herstellung.
Wenn Sie gerade auf der Suche nach einer veganen Lederalternative sind, sollten Sie deshalb die folgenden nachhaltigen Marken auf dem Schirm haben. Woher das Kunstleder kommt, wie Sie es am besten pflegen und auf welche Saison-Highlights die Designer selbst setzen? Voilà.
Die junge Trend-Marke Nanushka gehört seit ihrer Gründung zu den Instagram-Lieblingen, was nicht zuletzt an den überzeugenden Kollektionsteilen aus veganem Leder liegen dürfte. „Unser veganes Leder ist butterweich und durch Fühlen allein kann man nicht mal den Unterschied [zu echtem Leder] erkennen“, sagt Gründerin und Kreativdirektorin Sandra Sandor. „Es besteht aus Polyester und Polyurethan. Bei der Herstellung werden keine Tierhaut oder Tierderivate verwendet. Wir glauben, dass dies eine gute Option für Menschen ist, die vegan leben und eine Lederalternative tragen möchten. Eines meiner Lieblingsstücke im Moment ist der „Blair“-Blazer. Ich liebe ihn, weil er Elemente von männlicher Maßschneiderei und weiblicher Drapierung verbindet. Für einen klassisch-eleganten Look kombiniere ich ihn mit veganen Ledershorts oder einer hoch taillierten Hose. Mein Lieblings-Home-Office-Outfit besteht zur Zeit aus veganen Ledershorts und kuscheligem Strick. Unser veganes Leder ist bei 30 Grad in der Maschine waschbar und schon deshalb sehr pflegeleicht.“
Natalia Alaverdian, Fashion Director der russischen Ausgabe von Harper's Bazaar, steckt hinter A.W.A.K.E. Mode. „Wir kaufen unser Leder bei Coronet, einem nachhaltigen, umweltfreundlichen italienischen Lieferanten“, erzählt die Gründerin und Kreativdirektorin. „Sie stellen ihr Leder aus Bio-Polyolen her – gewonnen aus pflanzlichen Stoffen – und es enthält mehr als 50% Bio-Inhalte aus erneuerbaren Quellen. Es fühlt sich so weich an und ist teuren Naturledern sehr ähnlich. Man kann es mit dem weichsten Wildleder auf der Innenseite vergleichen. Meine aktuellen Lieblingsstücke sind die Little-Pillow-Tasche ‚Lucy’, das drapierte Midikleid und der mehrbahnige Midi-Rock“, führt Natalia weiter aus. „Ich würde empfehlen, vegane Lederteile nicht direkt neben dunklem Leder aufzubewahren, sonst kann es zu Abfärbungen kommen. Viele Flecken lassen sich ganz einfach mit einer in Wasser getupften Serviette entfernen. Sollte ein Kleidungsstück mal übermäßig viel Schmutz abbekommen haben, ist eine chemische Reinigung ideal.“
Stella McCartney ist die unbestrittene Pionierin für Veganismus in der Branche. Seit fast zwei Jahrzehnten – schon lange bevor die Thematik in der Bevölkerung Anklang fand – kommen ihre Kollektionen ohne Leder und Pelz aus. Die vegane Frühling/Sommer-Kollektion 2020 der Designerin besteht zu 75% aus komplett nachhaltigen, recyclebaren Öko-Materialien und beinhaltet auch neue Ausführungen des tierfreundlichen Kunstleders der Marke. Die Highlights? Die geknoteten Shopper aus Polyurethan, erhältlich in blauem, braunem und schwarzem Kunstleder und die „Karli“-Hose mit doppeltem Reißverschluss. In Bezug auf Pflege empfiehlt die Marke, ihre Stücke aus ‚hautfreier Haut‘ chemisch reinigen zu lassen, um sie möglichst lange haltbar zu machen. Aus der Partnerschaft von Stella McCartney mit Bolt Threads, einem Biotech-Unternehmen, das sich auf die Herstellung nachhaltiger Biomaterialien und -Stoffe für die Modeindustrie spezialisiert hat, ist außerdem ein neuer Lederersatz aus Biomaterialien entstanden, der auf den Namen Mylo hört. Wir halten die Augen offen und hoffen schonmal auf einen Launch mit einer der nächsten Hauptkollektionen.
Weiche Schnitte, erdige Farben und natürliche Materialien sind die Markenzeichen von Low Classic. Die in Seoul ansässige Marke liefert außerdem in jeder Kollektion starke Argumente für gewaltfreies Leder. „Das Kunstleder, das wir verwenden, hat eine pudrige Haptik und fühlt sich sehr weich an", erklärt Creative Director Lee Myung Shin die Polyurethan-Lederalternative des Labels. „Naturleder ist nicht nur grausam gegenüber Tieren, beim Gerben werden auch viele gefährliche Chemikalien verwendet, wie Formaldehyd und Cyanid. Meine Lieblingsstücke sind diese Saison die weinrote Kunstlederjacke – sie hat große, praktische Taschen und eine schmalere Form als die oversized Jacke, was der Taillengürtel noch verstärkt – und der weiße Kunstlederrock. Ich liebe den asymmetrischen Saum und der natürliche Glanz des Kunstleders gibt ihm eine luxuriöse Anmutung. Wir empfehlen, vegane Lederteile geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung aufzubewahren."