Von Sonja Kroll
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der Mundschutz zum Fashion-Accessoire des Jahres 2020 werden sollte? Nun, vor knapp einem halben Jahr, hatte ja auch noch keiner gedacht, dass das Jahr 2020 ganz im Zeichen einer weltweiten Pandemie stehen würde. Mittlerweile gehört der Mundschutz - Designer oder auch nicht - zum guten Ton. Und das nicht nur auf den Laufstegen der Modemetropolen und bei glitzernden Promi-Events, sondern im ganz normalen Alltag. Die Modeindustrie hat diesen Trend - wie immer – allerdings schon vor Jahren vorhergesehen. Denn Models mit Mundschutz waren bereits 2018 bei Modehäusern wie Dolce & Gabbana, aber auch Trend Labels wie Palm Angels ein Thema. Der Grund: Die Maske fungierte damals eher noch als Vermummung statt als Schutz. Mit Sonnenbrille und schwarzem Palm Angels Mundschutz ausstaffiert, waren die locker über den Laufsteg spazierenden Models noch coole Rebellen ohne Programm. Mittlerweile verbirgt sich hinter jeder Maske ein Covid-Fighter.
Accessoire mit Gewissen - und gewissem Etwas
Von Sängerin Billie Eilish, die bereits im Januar 2020 mit ihrem schwarz-goldenen Gucci Mundschutz bei den Grammys für Aufsehen sorgte, bis zu Filmstars, die vergangene Woche auf dem roten Teppich des Internationalen Filmfestivals in Venedig mit Designer Mundschutz bella figura machten - der Mundschutz hat sich zum Mode-Accessoire nicht nur mit Gewissen, sondern auch dem gewissen Etwas gemausert. Ob edle Stoffe und aufwändige Applikationen oder auffällige Logos und innovative Schleifen, die Gesichtsmaske schließt mittlerweile zum T-Shirt als Werbeträger und Message Board auf. Statt Maulkorb trägt der trendbewusste Modeliebhaber seine Meinung oder seine Vorliebe für das Lieblingslabel auf dem Mundschutz. Nicht mehr die Augen als Fenster der Seele – sondern die Maske als Sprechblase, auch wenn man den Mund nicht aufmachen kann.
Im Bild: Off-White Mundschutz mit Pfeilen
Das kleine Schwarze
Als eines der ersten Fashion Labels erkannte beispielsweise das italienische Luxus-Modelabel Off-White den nunmehr unvermeidlichen Trend zum Mundschutz. In der Frühling-Sommer-Kollektion 2020 war Virgil Abloh bereits im März mit acht Versionen eines Off-White Mundschutz dabei. Die schwarzen Gesichtsmasken mit dem charakteristischen Pfeil-Logo der angesagten Marke verkauften sich blendend. Und die Hintergrundfarbe schwarz etablierte sich zum universellen Bildträger. So kommt auch der Balenciaga Mundschutz in klassischem Schwarz daher, mal mit großem Doppel-B, mal ausschließlich mit dezentem Firmenschriftzug. Das Mailänder Trendlabel Palm Angels ist ebenfalls alles andere als auf den Mund gefallen und setzt beim Palm Angels Mundschutz farbige Akzente auf schwarz, indem Francesco Ragazzi sein gotisch angehauchtes Logo mit bunten Farbtupfern übersprüht. Und die Mailänder Streetwear-Trendschmiede Dsquared2 strickt ihr Logo mal in Abkürzung, mal in voller Länge auf die Stretch-Masken.
Im Bild: Off-White Mundschutz mit Print
Mundschutz à la Couture
Die Maske als Accessoire für Trendrebellen liegt auf der Hand, siehe oben. Aber wie geht die Maskenpflicht mit den Ansprüchen der Haute Couture zusammen? Dass es auch elegant geht, beweisen die Luxuslabels, die man für ihre klassisch-reduzierten Designs liebt und schätzt. Wer’s etwas dezenter mag, findet bei Dior einen Mundschutz, der das Firmenlogo repliziert. So lässt sich nicht nur der eigene Look stilvoll mit einem Dior Mundschutz kombinieren, sondern der Pandemie ausdrücklich Kontra geben. Grau und schwarz auf weiß kommt auch der Gucci Mundschutz daher; der ikonische Stoff mit dem charakteristischen Gucci-Muster ist die ideale Grundlage für eine dezente, aber modisch aktuelle Maske. Die Edellabels punkten dabei übrigens auch mit luxuriösen Stoffen, sodass die anspruchsvolle Fashionista auch bei der Maskenmode keine Abstriche machen muss: Für den Fendi Mundschutz wurde beispielsweise edler Seidenstoff mit dem typischen Fendi-Doppel-F-Muster verarbeitet. Das verspricht optimalen Tragekomfort in Zeiten der Pandemie.
Nachhaltigkeit zählt
Für die Designer-Masken spricht aber noch mehr als nur das auffällige Label, das allen gemeinsam ist. Es ist und bleibt Tatsache, dass der medizinisch-zertifizierte Mundschutz vor allem für das Personal in Krankenhäusern und Praxen lebenswichtig ist. Die Einmal-Masken sollten ihnen derzeit vorbehalten bleiben. Im täglichen Gebrauch der Konsumenten sind Stoffmasken dagegen ein adäquater Ersatz. Dafür spricht nicht nur das modische Statement, das mit dem Designer Mundschutz gesetzt werden kann, sondern auch die Nachhaltigkeit einer Stoffmaske. Diese lässt sich nämlich nicht nur waschen und damit endlos wiederverwenden, sondern vermeidet auch unnötigen Plastik- bzw. Papiermüll. Neben diesem Nachhaltigkeitsgedanken verfolgen einige bekannte Luxuslabels zudem auch noch karitative Ziele. Die französische Edelmarke Louis Vuitton produziert neben modischen Masken auch Krankenhauskittel, um den Kampf gegen den Virus zu unterstützen. Mehrere Louis Vuitton-Werkstätten an verschiedenen Standorten in Frankreich widmen sich ausschließlich der Produktion von Masken, während die Krankenhauskittel in der Ready-to-wear-Werkstatt des Labels in Paris hergestellt werden. Damit setzt das Label ein deutliches Zeichen – denn für die FrontarbeiterInnen im Kampf gegen Covid in Krankenhäusern überall auf der Welt ist das Beste gerade gut genug.
Style mit Schutz
Nehmen wir also kein Blatt vor den Mund: Der Mundschutz wird uns wohl noch eine ganze Weile begleiten, bis ein Impfstoff die Covid-Pandemie eindämmen und beenden wird. Grund genug, sich hinter einer praktischen, aber edlen Maske einzurichten, die zum Outfit passt. Nach außen lässt sich so weiterhin der Anspruch auf trendige Mode transportieren. Und auch wenn uns angesichts der Designer-Maskenmode das Wasser im Mund zusammen läuft, lassen wir kein Tröpfchen nach außen durchdringen.
Im Bild: Dsquared2 Mundschutz mit Logo