brandsMittwoch, 26. Mai 2021

Karl Lagerfeld: Abschied von einer Legende

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Von Patricia Rodríguez 

 

 

"Keine Memoiren. Ich habe nichts zu sagen und was ich sagen könnte, das kann ich nicht erzählen", antwortete Karl Lagerfeld 2013 in einem Interview mit dem Modemagazin WWD auf die Frage, ob er die Erinnerungen an sein bewegtes Leben schriftlich festhalten wolle. 
Der wichtigste Modeschöpfer des 20. Jahrhunderts hat sich nach seiner letzten Chanel-Show nicht vor dem Publikum verneigt. Gerüchte um seinen Gesundheitszustand gab es schon lange. Jetzt ist Karl Lagerfeld im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Paris verstorben.

 

Karl Lagerfeld hat durch unzählige Kollektionen, Kampagnen und Fotoserien die großen Namen der Fashion-Welt geprägt, aber er wird vor allem als Visionär und Modernisierer des Traditionshauses Chanel in die Modegeschichte eingehen. Seit 1983 führt er als Kreativdirektor das Erbe von Gabrielle Chanel fort – bewusst  im Jetzt verankert und den Blick auf die Zukunft gerichtet, setzt er von Show zu Show seine brillanten Ideen um und bewahrt dabei stets die Identität der Maison. 

 

Mit seinem unbändigen Erneuerungsdrang ist Karl Lagerfeld kein Einfall zu gewagt. Ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit, das ist nichts für ihn. "Die Mode ist etwas für den Augenblick. Das Beste, was einem Kleid passieren kann, ist, dass es getragen wird. Man macht Mode nicht fürs Museum", lautet seine Devise.

 

Für die FS16-Show verwandelt er das Grand Palais in einen Flughafen. In klassischen Tweed-Ensembles, ausgestattet mit Metallic-Handschuhen und XXL-Sonnenbrille geht es zum Boarding an Gate N°5. Keine Turbulenzen bei Chanel Airlines!  Beim FS19-Defilee lässt Lagerfeld seine Models unter Sommerhimmel über einen weißen Sandstrand laufen.

 

Mit Anfang 20 nimmt Karl Lagerfeld an einem Design-Wettbewerb des Secrétariat International de la Laine (heute International Wool Association) teil. Die Jury, in der auch Christian Dior und Hubert de Givenchy vertreten sind, verleiht ihm den ersten Platz in der Kategorie Mäntel. Für den Jungen aus Hamburg ist das der Beginn einer großen Karriere. Pierre Balmain fertigt seinen Mantel und stellt den jungen Karl als Assistenten ein. Es folgen die Übernahme der kreativen Leitung von Jean Patou und Verträge bei Max Mara, Fendi und Chloé.

Zum illustren Freundeskreis des Modeschöpfers gehören berühmte Schauspielerinnen, Models und Showbiz-Größen. Paloma Picasso, Inés de La Fressange und Caroline von Monaco begleiten und inspirieren in den 80ern Lagerfelds kreatives Schaffen. Später heißen seine Musen Nicole Kidman und Vanessa Paradis. Heute sind Lily-Rose Depp, Diane Kruger und Kirsten Stuart die starken Protagonistinnen von Lagerfelds Vision der modernen Chanel-Frau: feminin und elegant, aber auch rebellisch und unerreichbar.

 

Zeichnungen, Karikaturen, Fotografien, Kollektionen, Werbekampagnen für Coca Cola, VW oder gelbe Sicherheitswesten – Lagerfelds Kreativität ist schier grenzenlos. Für ihn sollte der Tag 48 Stunden haben und das wäre bei seinem Arbeitspensum wohl noch nicht genug. Nie wirkt er müde oder überarbeitet. Und nie ist er um einen bissigen Kommentar oder eine prompte Antwort verlegen. Sein sarkastischer Humor, seine Schlagfertigkeit und eine gute Portion Selbstironie machen ihn zum endlos zitierbaren, wahnsinnig unterhaltsamen Interviewpartner, der keine Angst hat, anzuecken. 

 

Wie mit der Mode, so hält er es auch mit seinem Auftritt in der Öffentlichkeit. Kaiser Karl, wie er oft genannt wird, versteht es bestens, sich immer wieder neu zu erfinden. Mozartzopf, strenger, weißer Stehkragen und Sonnenbrille prägen das Lagerfeld-Profil. In den 90ern verhilft ihm der berühmte Fächer zu majestätischem Auftritt – dieser wird später durch perfekt sitzende Lederhandschuhe und eine große Kollektion an Gothic-Ringen abgelöst. Lagerfelds Hauskatze Choupette bekommt nicht nur einen eigenen Twitter-Account, sondern erscheint auch auf den rockigen Pieces seines eigenen Labels Karl Lagerfeld.

 

Was wären wir, was wäre die Modewelt ohne Karl Lagerfeld? Als Meister der Extravaganz überraschte er uns stets mit neuen Geniestreichen, zwang uns zum Umdenken, Aufbruch, Neuanfang, stellte sich gegen veraltete Konventionen und bewahrte die Ehre der Haute Couture, der hohen Kunst des Schneiderns, die er u. a. mit seiner Capsule-Collection für H&M auch einem jungen Publikum zugänglich machte. Claudia Schiffer hat es für uns auf den Punkt gebracht: "Karl Lagerfeld war der Einzige, der aus Schwarz und Weiß bunt machen konnte".

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