Text: SONJA KROLL
Für deutsche Streetwear-Fans geht an Willy und Vincent kein Weg vorbei. Los ging es ursprünglich mit Willys Blog Dressed Like Machines und diversen Social Media-Aktivitäten, mit denen der gelernte Lebensmitteltechniker seine Leidenschaft für Fashion zum Beruf machte. Mit mehreren hundert Paar Sneakers im Schrank und einer Leica im Anschlag kam der Thüringer auf seinem Instagram Account Willy Iffland schnell auf rund 250.000 Follower.
Gemeinsam mit seinem Kumpel Vincent drehte Willy dann auch auf Youtube auf, wo die beiden Streetwear-Helden in ihren Brandchecks die Looks nicht nur einfach vorstellen, sondern die Outfits auf Herz und Nieren prüfen. Da wird dann Klartext gesprochen, was Preis-Leistungs-Verhältnis und Qualität angeht. Dieser ehrliche Ansatz, der auch vor kontroversen Topics nicht Halt macht, kommt gut an, zudem die beiden Leipziger sich mit ihren Styles gut ergänzen.
Das wurde auch in der Kollaboration mit FARFETCH deutlich, in der sich Willy und Vincent direkt in ein Outfit-Battle stürzen. Wer macht das Rennen? Sneakerhead Vincent von Kopf bis Fuß in Black, oder Vincent überraschend sophisticated im Riviera-Look mit AMBUSH-Hose? Egal wer im Battle die Nase vorn hat - Gewinner sind nicht nur die beiden sympathischen Fashion-Vlogger, sondern auch die Viewer der unterhaltsamen und High-Production-Value Videos aus dem Hause Willy und Vincent. Denn bei diesen beiden Content Creators ist immer klar, dass es um Fashion geht und nicht um Selbstdarstellung.
Ihre ausgewählten Sommer-Fits des Jahres stellen Willy und Vincent hier selbst vor. Außerdem haben wir Willy und Vincent direkt einem Brandcheck unterzogen und nachgefragt, woher sie ihre Inspirationen nehmen, welche Pieces in keiner Streetwear-Garderobe fehlen dürfen und was die deutsche Streetwear-Szene so hergibt.
Willy und Vincent im Interview
1. Wer oder was inspiriert euren persönlichen Style und eure Kaufentscheidungen?
Willy: Ich orientiere mich an aktuellen Trends und schaue, ob ich diese in meinen Fits authentisch verbauen kann. Dabei gibt es für mich keine klare Linie, ich kaufe meistens nach Gefühl und schaue nicht bewusst, welche Marke das ist. Hauptsache, es gefällt mir optisch zu 100 Prozent.
Vincent: Ich inspiriere mich an vielen Dingen. Kunst, Musik, Design oder auch Sport. Ich schaue, was aus welchem Bereich am besten zu mir passt und picke mir so meine einzelnen Pieces zusammen. Viel von meinem Input sammle ich auf Social Media und lass mich auch gerne von anderen Menschen inspirieren. Ich hab Lust auf Experimente und kann mich auf viele verschiedene Dinge einlassen und liebe vor allem Stilbrüche und Outfits, die man so nicht unbedingt von mit erwarten würde.
2. Welche Streetwear-Brands sollte man auf dem Radar haben? Habt ihr geheime Favoriten? Lieblings-Collabs?
W: Aktuell verfolge ich viel J.W. Anderson, Jacquemus und AMBUSH, da diese mich styletechnisch sehr inspirieren. Sind natürlich alles nicht die neuesten Brands bzw. haben diese schon eine weltweit große Reputation, allerdings habe ich das Gefühl, dass die Brands in Deutschland noch nicht so weit verbreitet sind, wie sie sollten. Ich glaube auch, dass solche Brands wie z.B. GmbH in den nächsten ein bis zwei Jahren richtig groß werden.
V: Ich habe immer ein Auge auf dem asiatischen Markt, weil ich das Gefühl habe, dass dort viel von dem passiert, was in Europa next up sein wird. Sacai, Li Ning und UNDERCOVER von Jun Takahashi, um hier mal ein paar zu nennen. Aber auch in Deutschland geht einiges. Ich kann mich zu 100 Prozent bei Willy anschließen - GmbH macht beispielsweise einen echt guten Job!
3. Welches Streetwear-Piece darf bei keinem Look fehlen?
W: Ich bin großer Fan von Taschen in jeglicher Form. Eine Tasche rundet für mich so ziemlich jedes Outfit perfekt ab und das macht es für mich aus. Natürlich passt eine Tasche nicht IMMER, aber bei mir ist es so, dass ich eigentlich bei jedem Fit eine Bag am Start habe.
V: Auch hier schließe ich mich Willy an! Eine Tasche ist eins der aussagekräftigsten Pieces, die man in einen Look einbauen kann. Von sportlich bis elegant sind einem keine Grenzen gesetzt und man kann seinem Outfit nochmal einen ganz anderen Twist geben. Ich bin froh, dass man mittlerweile auch als Mann zu klassisch „weiblichen“ Silhouetten greifen kann! Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.
4. Habt ihr einen geheimen Favoriten bei dem anderen entdeckt, den ihr auch gerne in euren Look integriert hättet?
W: Bei mir waren es die Hosen, wo ich mich nicht richtig entscheiden konnte, aber auch die Tasche als Accessoire, da gab es einiges zur Auswahl. Die Schuhe von Vincent sind super abgefahren, die hätte ich auch gerne bei mir eingebaut, da hat es aber farblich nicht perfekt gepasst für mich. Von daher überlasse ich sie ihm :-*
V: Diesmal hat mir ausnahmslos des komplette Outfit von Willy sehr gut gefallen. Daher kann ich auch jedem Teil für sich etwas abgewinnen. Müsste ich mich für eine Sache entscheiden, wäre es wahrscheinlich die Hose. Das ist eine richtige „Vincent-Hose“. Klassisch, vielseitig in den Möglichkeiten des Styles und eine geile Farbe. Mal sehen, ob ich mir die nicht noch irgendwann aus seinem Schrank klaue! :)
5. In wiefern unterscheidet sich Streetwear in Deutschland von der Streetwear-Kultur in anderen Ländern?
W: Ich für meinen Teil denke, dass Streetwear in fast jedem Land anders interpretiert wird. Und das ist auch gut so. Was hier gerade in Mode ist, ist in anderen Ländern vielleicht noch nicht angekommen bzw. schon durch und umgedreht ist es genau so. In Deutschland orientiert sich momentan gerade viel an Hypes, vor allem durch bestimmte Sneaker. Ich würde mir wünschen, wenn Leute noch mehr versuchen, ihren eigenen Style zu etablieren. Auch ich habe das jahrelang nicht geschafft und bin jetzt auf einem guten Weg meinen perfekten Style für mich selbst zu finden.
V: Ich glaube Deutschland fehlt so ein bisschen die Präsenz einer Subkultur. Wir haben eine große Techno Szene und das ist auch in der Mode vertreten, aber eher im High Fashion-Bereich. Auf die Straße schaffen es am Ende nur Trends aus Amerika, UK oder Frankreich. Das ist nicht schlimm, aber manchmal würde ich mir mehr Style-Identität in Deutschland wünschen.
Eine Sache, die hier sehr weit verbreitet ist, ist wahrscheinlich Second-Hand-Mode und sehr klassische Vintage Looks, aber um wirklich oben mitzuspielen, reicht das meiner Meinung nach nicht.
Willys Fit
Vincents Fit