Von: Nina Faulhaber
Als das Auktionshaus Christie’s im Juni 2017 eine Armbanduhr von Cartier versteigerte, die einmal Jackie Kennedy gehört hatte, war die Spannung im Saal kaum auszuhalten. Das klassische Modell „Tank“ von 1962 kam mit schwarzem Lederarmband und einem Gehäuse aus 18 Karat Gelbgold, die Krone besetzt mit Cartiers charakteristischem tiefblauem Cabochon-Saphir. Jacqueline Lee Bouvier Kennedy Onassis hatte die Uhr 1963 von ihrem Schwager, Prinz Stanislaw Radziwill, zur Erinnerung an eine von ihrem Ehemann John F. Kennedy initiierte 80-Kilometer-Wanderung geschenkt bekommen. Auf der Gehäuserückseite war die Gravur zu lesen „Stas to Jackie, 23 Feb. 63, 2.05 AM to 9.35 PM“. Der Hammer fiel am Ende bei 379,500 US Dollar, über dreimal so viel wie die bereits hohen Vorab-Schätzungen von 120,000 US Dollar vorausgesagt hatten.
Auch wenn Jackies Cartier Tank die Budgets der meisten Menschen sprengt, ist dieses Vintage-Modell ein guter Gradmesser für die anhaltende Beliebtheit der Pariser Uhrenmarke und gibt einen Einblick in die lange Liste an Celebrity-Kunden. Nur wenige Luxusmarken können sich mit Cartier in Bezug auf Markentradition und Langlebigkeit messen.
Werfen wir einen Blick in die Geschichte des Hauses Cartier (gesprochen Kar-Tie-Eh), das bis 1964 unter Familienführung stand. Louis-François Cartier gründete das Unternehmen 1847 in Paris, nachdem er das Schmuckatelier seines Lehrmeisters übernommen hatte. Sein handgefertigter Schmuck war so beliebt, dass er bereits wenige Jahre später die französische Kaiserin Eugenie zu seinen Kundinnen zählte. 1874 übernahm sein Sohn Alfred Cartier die Firmen-Leitung und begann mit dem Ausbau der Uhrensparte. Dessen drei Söhne Jacques, Pierre und Louis wiederum führten Cartier schließlich zu Weltruhm. Louis leitete die berühmte Pariser Niederlassung der Marke vom Hauptquartier in der eleganten Rue de la Paix aus, während Pierre mit Cartier USA New York im Sturm eroberte. Die Marke stand schnell für kreativen Mut und Präzisionsfertigung.
Damals führte Cartier einige seiner bekanntesten Designs ein – z.B. den farbenfrohen Tutti-Frutti-Schmuck oder das Marken-Maskottchen, den Panther – und fertigte nebenbei Einzelstücke für Familienmitglieder internationaler Königshäuser wie den Maharaja von Patiala, den Herzog von Windsor und später Fürstin Gracia Patricia von Monaco. Zur gleichen Zeit brachte Cartier eine Reihe dauerhafter Produktkollektionen heraus, wie etwa die Armbanduhren Cartier Santos und Cartier Tank. Bis heute produziert die Marke viele erstmals von Louis Cartier erdachte Produkte. Cartier Uhren werden in La Chaux-de-Fonds hergestellt, einem Gebiet in der Schweiz, das von den Bergen des Jura umgeben und für seine Uhrmacherkunst bekannt ist.
Die Cartier Tank mit ihrem schlanken Design ist ein Art-Deco-Klassiker. Ab 1904 setzte die Marke unter der Leitung von Louis Cartier stark auf Art Deco. Die Tank ging 1917 in Produktion und war inspiriert von den an der Westfront eingesetzten Zwei-Mann-Panzern (Renault FT): Angeblich spiegelt das Design der Uhr das kleine Cockpit des Panzers aus der Vogelperspektive wider. Seit damals sind viele Versionen der Cartier Tank erschienen, wie die Tank Americain mit einem länglicheren Gehäuse. Interessant sind auch die charakteristischen Details der Luxusuhr: Die meisten Zifferblätter zeigen römische Ziffern, die den sogenannten Chemin de fer umkreisen, einen Minuten-Tracker in Form einer schwarz-weißen, geometrischen Doppellinie, die an Eisenbahngleise erinnert. Die beiden Zeiger der Uhr ähneln zwei Schwertern, die Krone ist mit einem funkelnden blauen Saphir besetzt. Die Cartier Tank Solo – erhältlich mit Gehäusen aus Stahl, Rot- und Gelbgold, alle wasserdicht bis 100 Fuß – ist eine gute Einstiegsoption.
Katzen gehören seit langem zur Inspiration von klassischem Cartier Schmuck. Der Panther ist das vielleicht bekannteste Motiv der Marke. Aber die große Liebe zur großen Katze begann mit einer Uhr: Die Damenarmbanduhr, die 1914 vorgestellt wurde, bestach mit einem komplexen Muster aus weißen Diamanten und schwarzem Onyx, das vom Fell des Tieres inspiriert war. Seitdem hat Cartier unzählige Panther-Entwürfe herausgebracht. 1983 wurde der Katze eine ganze Uhrenkollektion Panthère de Cartier gewidmet. In den 00er Jahren legte Panthère eine kurze Pause ein, 2017 folgte ein glamouröser Relaunch. Panthère 2.0 ist in verschiedenen Metallen, Ausführungen und Größen erhältlich – die beliebtesten sind die Gehäuse mit 22 mm und 27 mm (gemessen im Durchmesser). Sie suchen eine Cartier Diamantuhr? Dafür gibt es ein Panthère. Rotgold oder Doppelriemen? Auch dafür gibt es eine Panthère.
Die Archive von Cartier zeugen von zahllosen glamourösen Aufträgen und Bestellungen, vom Entwerfen von Schätzen für Adel und High Society. Jackie Kennedy war nicht die einzige, die gerne Cartier trug. Seit Generationen vertrauen Stars und Sternchen auf Cartier, um sich mit einer Extraportion Glanz und Glamour auszustatten – von Schauspieler Timothée Chalamets Cartier Brosche bei den Oscar-Verleihungen 2020 bis zu Uma Thurman bei der Met Gala. Schnappschüsse von Catherine Deneuve aus den 1960er Jahren zeigen, dass die Schauspielerin aus Belle de Jour die Zeit an einer länglichen Armbanduhr ablaß: einer Cartier Bagnoire. Erst kürzlich wurde das 1912 von Louis Cartier entworfene Design überarbeitet. Die elegante, schmale Uhr ist jetzt in verschiedenen Größen und extravaganten Ausführungen erhältlich, z.B. als diamantenbesetztes Minimodell in Weißgold mit dunkelgrauem Stoffarmband.
Seit langem steht Cartier regelmäßig auf Forbes’ jährlich erscheinender Liste der weltweit wertvollsten Marken (2019 auf Platz 64). Die Wertschätzung der eigenen Geschichte, die Weltklasse-Designs und die moderne Interpretation des Uhrmacherhandwerks haben Cartier zukunftssicher gemacht.